Für was steht DGS?
DGS steht für Deutsche Gebärdensprache.
Was ist Gebärdensprache?
Gebärdensprachen sind natürlich entstandene Sprachen, die sich entwickelt haben und nicht erfunden wurden (wie z.B. Esperanto). Sie werden anders artikuliert und wahrgenommen als Lautsprache und sind visuell-räumlich aufgebaut: Hand- und Armbewegungen, Mimik, Kopf und Oberkörper sind die "Sprechwerkzeuge" und die Augen die "Wahrnehmungswerkzeuge". Bei Lautsprachen bzw. "lautlich-auditiven" Sprachen werden Stimmbänder, Zunge, Lippen, Zähne und Kiefer als "Sprechwerkzeuge" verwendet, die Ohren sind die "Wahrnehmungswerkzeuge".
Lautsprachen sind im Vergleich zu Gebärdensprachen eindimensional und sequentiell. Das heißt, in Lautsprache kann nur ein Wort nach dem anderen ausgesprochen werden, nicht zwei oder drei Wörter gleichzeitig. In gesprochener Sprache können mehrere Informationen also nur nacheinander vermitteln werden. In der Gebärdensprache ist es durch Nutzung des Raums und der Mimik sowie weiterer Artikulationswege möglich, mehrere Informationen gleichzeitig zu übermitteln. Das das Verb „schenken“ bspw. drückt gleichzeitig aus, wer schenkt und wer beschenkt wird. Zusätzlich kann auch noch die Gefühlslage der dargestellten Personen vermitteln werden.
Alle Gesprächsinhalte, auch abstrakte Sachverhalte und komplexe Zusammenhänge (drei- / vierdimensional), können in Gebärdensprache ausgedrückt werden. Von Wissenschaft und Gesetzgebung ist die Deutsche Gebärdensprache als eigenständige und vollwertige Sprache anerkannt, in der man sich auf hohem Niveau unterhalten kann. Auch der Gemeinsame Europäische Referenzrahmen für Sprachen (GERS) wird für Gebärdensprachen angewendet und nennt sich GER-DGS (Gemeinsame Europäische Referenzrahmen für Deutsche Gebärdensprache).
Bedeutet Taubheit und Schwerhörigkeit, eingeschränkt zu sein?
Taubheit und Schwerhörigkeit bedeuten nicht nur, nicht oder schlecht hören zu können. Die beiden Begriffe stehen auch für eine andere Kommunikationsart. Viele Taube und Schwerhörige benutzen die Gebärdensprache, um untereinander problemlos zu kommunizieren. Wer Gebärdensprache gut beherrscht, kann mit ihr komplexe und abstrakte Ideen ebenso gut ausdrücken wie mit gesprochenen Worten (Lautsprache). Wir sind mit Recht stolz auf unserer Sprache.
Ist Gebärdensprache international?
Grundsätzlich hat jedes Land eine eigene Gebärdensprache, die zudem noch regionale Unterschiede und Dialekte aufweist, wie es auch bei Lautsprachen der Fall ist. So gibt es beispielsweise in Österreich und in der deutschsprachigen Schweiz jeweils eigene Gebärdensprachen, die sich von der Deutschen Gebärdensprache unterscheiden. Die Amerikanische Gebärdensprache in den USA ist völlig anders als die Britische Gebärdensprache, welche aber wiederum mit der Australischen Gebärdensprache verwandt ist. Die Gebärdensprachen sind also nicht an die jeweiligen Lautsprachen gekoppelt, sondern haben sich teilweise völlig anders entwickelt.
Es gibt jedoch die sogenannten „International Sign (IS)“, mit denen sich KongressbesucherInnen / ExpertInnen aus aller Welt, vor allem auf internationalen Kongressen sowie bei internationalen Sportveranstaltungen, verständigen können. Zu betonen ist, dass es sich dabei um keine Gebärdensprache, sondern um einzelne Gebärden handelt, die einem künstlich geschaffenen System zugrunde liegen.
Wie lange dauert es, Gebärdensprache zu lernen?
Grundsätzlich kann die Gebärdensprache genauso schnell oder langsam wie jede andere Fremdsprache erlernt werden. Üblicherweise hängt dies stark von der jeweiligen Person ab. Grundlegende Kommunikation zu ausgewählten Themen in langsamem Tempo ist nach etwa einem Jahr möglich. Wer die Sprache im Beruf einsetzen möchte, muss etwa 3 Jahre Kursbesuch und regelmäßige Sprachpraxis einplanen. Die Einstufung des Sprachniveaus (von A1 bis C2) erfolgt ebenfalls durch den Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen für Sprachen (GERS) bzw. den Gemeinsame Europäische Referenzrahmen für Deutsche Gebärdensprache (GER-DGS).
Was bedeutet GERS?
GERS steht für den Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen für Sprachen. Er dient der Beurteilung und Einschätzung von Fortschritten beim Erlernen von Fremdsprachen. Ziel des GERS ist es, in dieser Hinsicht einen einheitlichen Maßstab auf europäischer Ebene zu schaffen, der die verschiedenen europäischen Sprachzertifikate - und damit den Erwerb von Sprachkenntnissen - untereinander vergleichbar macht.
Für was genau steht GER-DGS?
Der Gemeinsame Europäische Referenzrahmen für Deutsche Gebärdensprache (GER-DGS) folgt dem gleichen Prinzip wie der GERS, angewendet auf die Deutsche Gebärdensprache. Ein Forschungsprojekt der Universität Hamburg hat hierzu eine Skala erarbeitet, die auf der Internetseite des Forschungsprojekts komplett einsehbar ist und die verschiedenen Kompetenzstufen beim Erlernen der Gebärdensprache (A1 bis C2) beschreibt. Wir haben die Kompetenzstufen hier zusammengefasst.
Was bedeutet UE?
UE steht für Unterrichtseinheiten. Eine Unterrichtseinheit entspricht einer Schulstunde (45 Minuten).
Ich weiß nicht, ob Gebärdensprache etwas für mich ist. Wie kann ich das ausprobieren?
Sie können sich zu einem unserer kostenlosen Schnupperkurs anmelden. Die nächsten Termine finden Sie hier.
Ich habe schon einige Stunden DGS gelernt. Welcher Kurs wäre für mich passend?
Oftmals spielt bei Vorkenntnissen eine Rolle, ob und wieviel Sie regelmäßig privat oder im Beruf mit DGS kommunizieren oder wie lange Ihr letzter Kurs zurückliegt. Beachten Sie bitte auch, dass die einzelnen Kursstufen bei verschiedenen Anbietern unterschiedliche Bezeichnungen, Zeitdauer oder inhaltliche Schwerpunkte haben können. Gerne beraten wir Sie zu einem passenden Kurseinstieg bei uns. Schreiben Sie uns!
Ich möchte aus beruflichen Gründen DGS lernen. Welcher Kurs ist für mich passend?
Wenn Sie berufstätig sind, können Sie unsere berufsbegleitenden Modulkurse besuchen. Darin lernen Sie DGS bis zu einem beruflich einsetzbaren Niveau (kein Dolmetschen / kein Niveau von DozentInnen für Gebärdensprache).
Ich muss DGS in meinem Studium nachweisen. Welchen Kurs kann ich belegen?
Die Anforderungen der Hochschulen sind teilweise sehr verschieden. Bitte setzen Sie sich daher mit uns in Verbindung und teilen Sie uns die Anforderungen Ihrer Hochschule mit. Wir beraten Sie individuell!
Ich möchte mich beruflich neu orientieren. Was kann ich mit DGS machen?
Sie können mit DGS in Ihrem erlernten Beruf arbeiten, um neue Zielgruppen barrierefrei ansprechen, problemlos mit KollegInnen und Angestellten bzw. KundInnen / KlientInnen, die Gebärdensprache benutzen, kommunizieren oder neue Tätigkeiten ausüben zu können. Als Vorbereitung empfehlen wir unsere berufsbegleitenden Modulkurse.
DGS kann Ihnen außerdem die Arbeit in einem völlig anderen Bereich ermöglichen. In diesem Fall könnten unsere Vollzeit-Weiterbildungen interessant für Sie sein:
Ich möchte GebärdensprachdolmetscherIn werden. Wie ist der Weg dorthin?
Zu Ihrem Ziel können Sie auf zwei Wegen gelangen - beide Abschlüsse werden von Kostenträgern und Berufsverbänden als gleichwertig anerkannt:
Als DolmetscherIn arbeiten Sie nicht nur in der Fremdsprache, sondern auch mit der Sprache und Kultur, müssen mit Fachgesprächen zu den unterschiedlichsten Themen ebenso zurechtkommen wie mit einer Vielzahl von Dialekten. Daher können Sie üblicherweise mit einer mindestens dreijährigen Vorbereitungszeit auf Ihren Abschluss rechnen, berufsbegleitend entsprechend länger.
Wenn Sie die staatliche Prüfung anstreben, können Sie bei uns zunächst die berufsbegleitenden Module oder eine Vollzeitmaßnahme besuchen. Danach empfehlen wir, dass Sie zunächst einige Jahre lang mit Gebärdensprache in Ihrem erlernten Beruf arbeiten. Anschließend können Sie sich zu einem Vorbereitungskurs auf die staatliche Prüfung anmelden. Einer / eine unserer GastdozentInnen organisiert solche Kurse, die an verschiedenen Orten stattfinden und in denen teilweise auch die PrüferInnen unterrichten. Diese werden Sie dann beraten, wann Sie sich sinnvollerweise zur Prüfung anmelden können.
Bildungsurlaub – was ist das?
Beim Bildungsurlaub handelt es sich um eine besondere Form des Urlaubs zur beruflichen oder politischen Weiterbildung. Bildungsurlaub dient nicht als Erholungsurlaub. Er kann unter bestimmten Voraussetzungen und in bestimmten Bundesländern, die ein Bildungsurlaubs- oder Bildungsfreistellungsgesetz verabschiedet haben, beim Arbeitgeber beantragt werden. Ob eine Weiterbildungsmaßnahme für die Beantragung von Bildungsurlaub zugelassen ist, hängt davon ab, ob die Maßnahme oder ihr Träger nach dem Bildungsurlaubsgesetz des jeweiligen Bundeslandes anerkannt und zugelassen sind. Sachsen und Bayern sind nach derzeitigem Stand die einzigen Bundesländer ohne Bildungsurlaubsgesetz. Welches Bildungsurlaubs- bzw. Freistellungsgesetz für Sie maßgeblich ist, hängt vom Hauptsitz Ihres Arbeitgebers ab.
Beachten Sie, dass für die Beantragung von Bildungsurlaub in der Regel Fristen gelten und der Antrag rechtzeitig vor Kursbeginn bei Ihrem Arbeitgeber eingereicht werden muss. Bildungsurlaub stellt nur einen zeitlichen Ausgleich dar, keine Finanzierung der Kurse. Einen Überblick über verschiedene Fördermöglichkeiten für unsere Kurse finden Sie hier. Sie können sich selbstverständlich auch für unsere Kurse anmelden, wenn Sie keinen Bildungsurlaub nehmen können oder möchten oder wenn Sie nicht berufstätig sind.
Weiterführende Informationen zum Thema, insbesondere zu den Regelungen der jeweiligen Bundesländer, finden Sie auf nachfolgenden Websites: www.arbeits-abc.de/bildungsurlaub und www.bildungsurlaub.de. Bildungsurlaub stellt nur einen zeitlichen Ausgleich dar, keine Finanzierung der Kurse. Einen Überblick über verschiedene Fördermöglichkeiten für unsere Kurse finden Sie hier.
Was ist unter AZAV zu verstehen?
AZAV steht für "Akkreditierungs- und Zulassungsverordnung Arbeitsförderung". Es handelt sich um eine Rechtsverordnung des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales, die die Zulassung für Träger und Maßnahmen durch fachkundige Stellen regelt. Zugelassene Träger können für zugelassene Maßnahmen Bildungsgutscheine bzw. Aktivierungs- und Vermittlungsgutscheine abrechnen. GebärdenVerstehen ist zugelassener Träger nach AZAV. Mehrere unserer beruflichen Weiterbildungsmaßnahmen sowie unsere Aktivierungs- und Vermittlungsmaßnahmen sind nach AZAV zugelassen. Unsere fachkundige Stelle ist die DEKRA Certification GmbH.
Was bedeutet DIN EN ISO 9001:2015?
ISO ist eine Abkürzung für die "Internationale Organisation für Normung". Bei DIN EN ISO 9001:2015 handelt es sich um eine Qualitätsmanagementnorm, die auf alle Unternehmen in allen Branchen anwendbar ist. Schwerpunkte liegen auf Kunden- und Prozessorientierung, kontinuierlicher Verbesserung und Risikoanalyse. GebärdenVerstehen ist nach DIN EN ISO 9001:2015 zertifiziert. Unsere zertifizierende Stelle ist die DEKRA Certification GmbH.
Warum Gebärdensprache für Kinder?
Gebärdensprache ist die natürliche Sprache für alle Kinder, die taub geboren wurden, eine mit an Taubheit grenzende Schwerhörigkeit vorweisen oder eine andere Beeinträchtigung haben, durch die ein Lautspracherwerb nicht oder nur eingeschränkt möglich ist. Alle Kinder haben das Recht auf eine für sie angemessene Kommunikationsform. Die Förderung hörgeschädigter Kinder erfolgt dabei idealerweise bilingual bzw. bimodal, in Gebärdensprache und in Lautsprache. Ein Vorteil der Gebärdensprache ist die Unabhängigkeit von technischen Hilfsmitteln, wie Hörgeräten und Cochlea-Implantaten, die nicht in jeder Situation einsetzbar sind und / oder funktionieren. Außerdem fördert das Erlernen der Gebärdensprache im Kleinkindalter nachweislich den Lautspracherwerb, da Inhalte zunächst in Gebärdensprache vermittelt und verstanden werden und dann lautsprachlich ausgedrückt werden können.
Ab welchem Alter können Kinder Gebärdensprache lernen?
Kinder können grundsätzlich ab jedem Zeitpunkt Gebärdensprache erlernen. Der Gebärdenspracherwerb setzt bei Kleinkindern sogar früher ein als der Lautspracherwerb.
Warum DGS und kein anderes Gebärdensystem?
Die Deutsche Gebärdensprache ist Teil der Kultur der Gehörlosengemeinschaft und eine in Deutschland anerkannte Sprache mit eigener Grammatik. Durch DGS ist eine gegenseitige Verständigung möglich, da sich alle Nutzer auf das gleiche Sprachsystem beziehen. Dies ist genauso wie den Lautsprachen, bei denen bestimmte linguistische Regeln herrschen, die für das gegenseitige Verständnis genutzt werden.
Müssen wir als Eltern erst perfekt DGS beherrschen, um mit unserem Kind kommunizieren zu können?
Grundsätzlich gilt, dass jede Kommunikation mit Ihrem Kind besser ist als gar keine. Auch wenn Sie erst wenige Gebärden kennen, hilft es Ihrem Kind, dass Sie sich bemühen mit Ihrer Körpersprache, Mimik und Gestik zu kommunizieren. Scheuen Sie sich nicht, die wenigen Gebärden, die Sie vielleicht kennen, einzusetzen, denn Sie können nichts falsch machen. Wenn Sie sich dabei wohler fühlen, nutzen Sie gerne auch Ihre Stimme mit zur Kommunikation, da das Mundbild und die Mimik, die Sie dabei machen natürlich sind und Sie dem Kind Ihre Emotionen dadurch gut vermitteln können.
Entfremdet Förderung in DGS das Kind nicht von der hörenden Familie?
Sie müssen nicht befürchten, dass Sie das Kind von seiner hörenden Familie entfremden, wenn Sie ihm die Möglichkeit bieten, DGS zu erlernen. Die ganze Familie sollte ebenfalls Gebärdensprache lernen, um das Kind zu unterstützen und die Kommunikation in der Familie barrierefrei zu gestalten. Dabei haben Sie Anspruch auf Unterstützung wie Eingliederungs- und Integrationshilfen, Frühförderung und Hausgebärdensprachkurse, damit alle engen Familienmitglieder die Gebärdensprache lernen können. Wir helfen Ihnen diesbezüglich gerne weiter und beraten Sie zu den Angeboten und Möglichkeiten. Offenheit, Verständnis und der ungezwungene Umgang innerhalb der Familie sind ebenfalls wichtige Bestandteile einer gelingenden Kommunikation. Auch wenn davon auszugehen ist, dass nicht alle in der Umgebung des Kindes die Gebärdensprache beherrschen, können Sie zu einer Sensibilisierung beitragen, indem Sie Verwandte und Freunde der Familie über den natürlichen Umgang und eine natürliche Kommunikation mit Ihrem Kind aufklären.
Wo stelle ich eine Anfrage auf Frühförderung / Kindergarten- und Schulbegleitung?
Das Grundgesetz und die Sozialgesetzgebung bilden das rechtliche Fundament für die pädagogische Frühförderung, die Hausgebärdensprachkurse, die Eingliederungshilfe und die autismusspezifische Förderung. Die Kostenübernahme erfolgt somit jeweils durch das örtlich zuständige Sozial- und Jugendamt. Gerne helfen wir Ihnen bei der Beantragung der Kostenübernahme. Weitere Hilfe finden Sie bei der ergänzenden unabhängigen Teilhabeberatung (EUTB) unter www.teilhabeberatung.de.
Ist DGS auch für ein hörendes Kind geeignet, das nicht oder nicht altersgerecht spricht?
Ja, auch für Kinder, die aus verschiedensten Gründen nicht oder nicht altersgerecht sprechen, eignet sich die Gebärdensprache. So gibt es beispielsweise Erfahrungen mit autistischen oder Down-Syndrom Kindern, die vom Kommunizieren in Gebärdensprache profitieren. Oftmals fällt es Kindern mit einer gestörten lautsprachlichen Entwicklung leichter, sich in Gebärdensprache verständlich zu machen und sie haben weniger Hemmungen sich auszudrücken, da Störungen des Redeflusses wie zum Beispiel Stottern entfallen.
Mein Kind ist CI-implantiert, sollte es trotzdem Gebärdensprache lernen?
Auch für ein CI-implantiertes Kind eignet sich die bimodal-bilinguale Erziehung mit Gebärdensprache, da der Lautspracherwerb sehr unterschiedlich verläuft. Es sollte berücksichtigt werden, dass viele Kinder trotz CI-Implantat schwerhörig bleiben. Ihnen neben Lautsprache eine weitere Kommunikationsform anzubieten, kann für das Kind nur förderlich sein.
Der Deutsche Gehörlosen-Bund e.V. empfiehlt, „(…) das Kind im Falle einer Implantation zumindest bilingual, also einschließlich der Gebärdensprache, zu fördern und zu erziehen. Dabei können sowohl die gehörlosen wie auch die hörenden Eltern ihr gehörloses Kind von jeder Seite fördern: die gehörlosen Eltern durch die natürliche gebärdensprachliche Sozialisation unter Einbeziehung der hörenden Welt und Lautsprache, sowie hörende Eltern durch zusätzlich gemeinsame, bilinguale Kommunikation mit der Gebärdensprache.
Wenn das hörbehinderte Kind zweisprachig mit Gebärdensprache und Lautsprache aufwächst, ist am ehesten eine vergleichbar umfassende Kommunikation, wie Hörende diese von der Lautsprache her kennen, gegeben. Schulversuche haben bewiesen, dass bilingual erzogene gehörlose Kinder eine annähernd gleiche Lesekompetenz und ein annähernd gleiches Textverständnis erreichen können, wie gleichaltrige hörende Kinder. Die bilingual erzogenen Kinder zeigten zudem ein besseres Lautsprachvermögen als rein lautsprachlich geförderte gehörlose Kinder.
Wir, der Deutsche Gehörlosen-Bund e.V., empfehlen auf dem Hintergrund des Gesagten und unserer Lebenserfahrung eine bilinguale Erziehung mit Gebärdensprache, da dieser Weg risikofrei und langfristig erfolgversprechend für hörbehinderte Kinder ist. Bei der bilingualen Methode ist keine Gefährdung des Kindeswohls zu erkennen.“
(DGB: Der CI-Zwang für gehörlose Kinder ist nicht mit der UN-Behindertenrechtskonvention vereinbar. Unsere Aktivitäten bezüglich der aktuellen Situation um das Cochlea-Implantat. 27. März 2018, http://www.gehoerlosen-bund.de/sachthemen/cochlea%20implantate%20(ci)).
Ist Lautsprache im Hinblick auf Teilhabe an der Gesellschaft nicht besser für mein Kind?
Wir leben in einer Gesellschaft, in der es durch Inklusion und inklusive Konzepte gelingen soll, alle Menschen, unabhängig von physischen und psychischen Beeinträchtigungen, teilhaben zu lassen. Mit einer bilingual-bimodalen Erziehung wird ihr Kind auf das Leben in einer inklusiven Gesellschaft vorbereitet. Es wird in seiner Identitätsentwicklung unterstützt, damit es sich selbst als wertvoll und wichtigen Teil der Gesellschaft erleben kann. Die Lautsprache ist dabei stets auch ein wichtiger Teil der Welt Ihres Kindes und es geht bei einer Erziehung mit Gebärdensprache keineswegs darum, die Lautsprache oder den Lautspracherwerb Ihres Kindes zu unterbinden.
Kann mein Kind mit Gebärdensprache einen Regelkindergarten / eine Regelschule besuchen und einen „normalen“ Abschluss machen?
Ja, ihr Kind hat auch mit einer Hörbeeinträchtigung Anspruch darauf, einen Regelkindergarten und weiterführend eine Regelschule zu besuchen. Diesbezüglich kann Antrag auf eine begleitende Assistenz bzw. einen / eine GebärdensprachdolmetscherIn gestellt werden. Bitte nehmen Sie sich viel Zeit für Ihre Entscheidung und beachten Sie auch die individuellen Bedürfnisse und Wünsche Ihres Kindes. Wir beraten Sie gerne über die Möglichkeiten sowie über Vor- und Nachteile der verschiedenen Einrichtungen.